ARCHIV
Um eine ganzheitliche Beschilderung im Naturpark Siebengebirge zu erreichen, musste neben den bisher ausgeschilderten Flächen im Rhein-Sieg-Kreis auch das Bonner Gebiet des Naturparks, das Naturschutzgebiet Ennert und angrenzende Landschaften, ausgeschildert werden. Neben den Destinationen innerhalb des Schutzgebietes wurden auch Wanderziele außerhalb des Ennerts berücksichtigt. So sind beispielsweise Verbindungen zu angrenzenden Ortskernen, nahegelegenen Wanderwege oder ÖPNV-Anbindungen von Bedeutung. In Anlehnung an das Wegeleitsystem im Naturschutzgebiet Siebengebirge wurden auch hier die bekannten Steine mit runden Wegesteinen aufgestellt. Auch hier signalisiert die Beschilderungsart (Wegesteine) wieder, dass der Besucher sich hier in einem besonders empfindlichen Naturraum befindet.
Zentrales Ziel der Qualitätsoffensive ist, den Naturparken ein Instrument zur Selbsteinschätzung und zur kontinuierlichen Verbesserung der Qualität ihrer Arbeit und ihrer Angebote zur Verfügung zu stellen. Sie ist zugleich ein Instrument, um die wichtige Arbeit der Naturparke für die Region in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu verdeutlichen. Kernstück der Qualitätsoffensive Naturparke ist ein Kriterienkatalog, der die Arbeitder Naturparke in 5 Handlungsfelder gliedert:
- Management und Organisation
- Naturschutz und Landschaftspflege
- Erholung und Nachhaltiger Tourismus
- Umweltbildung und Kommunikation
- Nachhaltige Regionalentwicklung
Dieser Kriterienkatalog enthält, neben einem Naturpark-Steckbrief, insgesamt 98 Bewertungs-Fragen zu den o.g. fünf Handlungsfeldern. Die an der Qualitätsoffensive teilnehmenden Naturparke werden zudem vor Ort von speziell geschulten Qualitäts-Scouts evaluiert.
Der Naturpark Siebengebirge konnte, nach seiner erstmaligen Auszeichnung zum „Qualitätsnaturpark“ im Jahr 2015, diese im Jahr 2020 für weitere 5 Jahre verlängern.
Initiiert durch engagierte Menschen aus der Region und fünf Pfarrgemeinden ist die Kapellenwanderung entstanden, welche insgesamt zwölf Kapellen verbindet. Die Kapellenwanderung ist ein Weg, der neben einer lieblichen Landschaft mit Baumschulen, Obstwiesen und kleinen Bachläufen auch die Region mit ihrer tiefverwurzelten Gläubigkeit vorstellt und einen ganz neuen Blick auf das Siebengebirge zulässt. Die Strecke bietet Panoramablicke auf den 460 m hohen Oelberg und eine Blickachse bis zum markanten Michaelsberg im Herzen von Siegburg. Man trifft auf einzigartig gelegene Heiligenhäuschen, alte Wegekreuze aus Stein und Holz sowie Heiligenstatuen, und staunt über viele künstlerische Details in den Kapellen selbst. Wegen der üppigen Länge der Kapellenwanderung wurden zusätzlich drei kürzere Tagestouren angelegt. An den ausgewiesenen Startpunkten befinden sich Wandertafeln mit näheren Informationen zur jeweiligen KapellenSchleife.
Finanziert wurde das Projekt im Rahmen des Förderwettbewerbs „Naturpark.2018.NRW“ durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur-und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.
Ergänzend zur Beschilderung der Wanderwege im Naturschutzgebiet Siebengebirge auf Wegesteinen wurden auch die übrigen Wanderwege im Naturpark (auf Rhein-Sieg-Kreis-Gebiet) außerhalb dieser sensiblen Schutzzone mit einem Wegeleitsystem versehen werden. Dazu wurden alle an das Naturschutzgebiet anschließenden Wegeverbindungen mit Schildern und Plaketten beschildert und regelmäßig markiert. Die Besucher können nun auch diesen eher unbekannteren, aber dennoch äußerst reizvollen Bergbereich des Naturparks besser kennenlernen.
In Kooperation mit der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e. V. wurde durch den Naturpark das Projekt "Obstwiesenpädagogik an Schulen der Region Rhein-Sieg und Bonn" angeboten. Das vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) geförderte Projekt richtete sich an Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 bis 8. Durch praktische Mitarbeit auf einer Obstwiese wurde ihnen anschaulich die Wichtigkeit dieses oftmals eher unbeachteten Lebensraumes für unser Ökosystemnähergebracht. Angeleitet durch Expertinnen und Experten wurden im Rotationsprinzip die drei Module „Biene/ Wildbiene“, „Baumpflanzung“ und „Wildkräuter“ bzw. „Obsternte/ Saftpressen“ bearbeitet.
Bei frostigen 2°C unternahmen im Dezember 2019 zwei erste Klassen der Löwenburgschule ihren Entdeckertag in den Wald. Nach der Begrüßung durch die Naturpark-Mitarbeiterin und die beiden Umweltpädagogen wurden die Entdeckerwesten übergezogen, die neben einer Becherlupe auch noch weiteres Forschermaterial beinhaltete. Schon unterwegs gab es allerhand Interessantes zu entdecken. Der weißliche Schaum auf dem Möschbach beispielsweise entpuppte sich als im Wasser befindliche Eiweiße, die durch die Verwirbelung des Wassers wie Eischnee aufgeschäumt werden. Im Wald angekommen, wurden gemeinsam die Waldregeln erarbeitet. Anschließend widmeten sie sich mit verschiedenen Spielen dem Thema „Was tun Pflanzen und Tiere im Winter“. So wurden die Kinder beispielsweise in Eichhörnchen verwandelt, die im Herbst - zu Beginn der Tour - ihre Vorräte (Walnüsse) im Wald versteckten, um sie dann im Winter (am Ende des Entdeckertags) wiederzufinden. Dies war kein leichtes Unterfangen, da doch das ein oder andere „Eichhörnchen“ sein Versteck zwischenzeitlich wieder vergessen hatte. Weiterhin beschäftigten sich die Kinder mit der Frage, was wohl die Waldtiere im Winter machen. Wer zieht in den Süden, wer hält Winterruhe, wer Winterschlaf, und wer bleibt einfach den ganzen Winter hindurch wach? Zum Schluss durfte natürlich auch das beliebte Bestimmen von Früchten und Blättern, die zuvor gesammelt wurden, nicht fehlen.
Als Kooperationspartner des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e. V. hat der Naturpark Siebengebirge an der Organisation und Durchführung der Großveranstaltung „Stadt Land Fluss“ mitgearbeitet. Innerhalb von 3 Wochen fanden im September 2019 ca. 90 Führungen, Lesungen, Aktionstage und Vorträge unterschiedlicher Art im Großraum Siebengebirge statt. Die Veranstaltungen wurden sehr gut angenommen. Der Naturpark selbst war mit einer eigenen Veranstaltung, einer Führung über die KapellenSchleife 2, beteiligt, hat aber zusätzlich 9 weitere Veranstaltungen federführend geplant. Zusätzlich zu diesen Veranstaltungen hat es einen Foto- und Malwettbewerb gegeben, bei dem Vertreter des Naturpark Siebengebirge auch mit in der Jury saßen.
Mit diesem Angebot hat der Naturpark Siebengebirge, gemeinsam mit seinen beiden Kooperationspartnern VDN (Verband Deutscher Naturparke) und der Kaufhauskette Kaufland, einer Schulklasse der Bonner Marktschule einen zweitätigen Naturerlebnis-Aufenthalt im Siebengebirge ermöglicht. 22 quirlige Schülerinnen und Schüler der Klasse 3c der Marktschule in Bonn-Pützchen unternahmen bei bestem Wetter ihre erste Klassenfahrt in den Naturpark Siebengebirge. Das umfassende Naturerlebnisprogramm wurde organisiert und koordiniert durch den Naturpark. Auf spielerische Art und mit aktiver Arbeit durften die Kinder die heimische Natur kennenlernen. Aber auch bei der Verpflegung wurde großer Wert auf regionale Lebensmittel gelegt. Gemeinsam mit einer Biologin ging es am ersten Tag zunächst in den Wald. Hier konnten die Schülerinnen und Schüler hautnah den herbstlichen Wald in all seinen Facetten kennenlernen, Früchte und Blätter der vielen unterschiedlichen Bäume sammeln und Waldtiere bei der Arbeit beobachten. Am Abend unternahmen die Kinder die für Klassenfahrten obligatorische Nachtwanderung – ohne Taschenlampen. Bäume, Büsche und Wurzeln an denen der Weg vorbeiführte, sahen in der Dunkelheit wie skurrile Waldgeister aus und regten die Fantasie der Kinder an. Am zweiten Tag brachen die Schülerinnen und Schüler morgens auf die nahegele-gene Obstwiese auf, um gemeinsam mit Mitarbeitern der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e. V. das Leben auf der Streuobstwiese zu erforschen. Unter fachkundiger Anleitung einer Biologin durften die Kinder auch bei der Apfel- und Birnenernte helfen, das gesammelte Obst waschen, kleinschneiden und zu Saft pressen. Mit Feuereifer waren die Kinder dabei und waren sich nach einer kleinen Kostprobe einig: „Das ist der beste Saft, den wir jemals getrunken haben!“ Als kleines Mitbringsel für die Familie daheim konnte jedes Kind eine kleine Flasche selbstgepressten Saft mit nach Hause nehmen.
Mit diesem Projekt hat sich 2018 der Naturpark Siebengebirge verstärkt um die Öffnung von Naturerlebnisangeboten für Geflüchtete, die im Siebengebirge ihre neue Heimat gefunden haben, bemüht. In Kooperation mit der Begegnungsstätte „Grenzenlos“ aus Königswinter wanderten zwei Gruppen an unterschiedlichen Terminen und mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten durch das Siebengebirge. Informationen über Natur, Kultur und Historie des Siebengebirges, wurden durch zwei Naturparkführer vermittelt.
Im Rahmen des Projektes wurde im Naturpark Siebengebirge erstmals ein Konzept für Barrierefreiheit am Drachenfels erarbeitet. Während mehrerer Workshops konnte dabei, unter der Beteiligung einer Fachagentur, ein Maßnahmenkatalog mit notwendigen Schritten zur barrierefreien Erschließung erstellt und mit den relevanten Akteuren vor Ort abgesprochen werden. Zusätzlich dazu wurde ein Sensibilisierungsworkshop für Mitarbeiter der verschiedenen Einrichtungen am Drachenfels durchgeführt. Dabei wurde generell über die Thematik der Barrierefreiheit im touristischen Sektor aufgeklärt und anhand praktischer Übungen, z.B. mit dem Rollstuhl, veranschaulicht.
1958 wurde der Naturpark Siebengebirge als erster Naturpark in Nordrhein-Westfalen (NRW) gegründet. An der Feierstunde zum 60. Geburtstag des Naturparks nahmen am 04.12.2018 ca. 40 geladene Gäste teil. Hubert Kaiser, vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft,Natur- und Verbraucherschutz NRW, betonte die Bedeutung des zwar vergleichs-weise kleinen, aber durch seine unmittelbare Verbindung zu einem dicht besiedelten Lebens- und Wirtschaftsraum, umso wichtigeren Naturpark. So sei der Spagat zwischen Naturschutz und der Nutzung durch Bürger und Touristen eine verantwortungsvolle und herausfordernde Aufgabe. Weiterhin gratulierten sowohl Landrat Sebastian Schuster als auch Dr. Michael Arndt, Ehrenvorsitzender des Verband Deutscher Naturparke (VDN) zu einer Vergangenheit mit herausragenden Pionierleistungen und einer gelungenen Modernisierung, die kurz zuvor mit der Übertragung der Trägerschaft vom Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) auf den Rhein-Sieg-Kreis vollzogen wurde. Ergänzt wurde die Feierstunde durch den Fachvortrag „Landschaft im Wandel – eine Spurensuche“ von Elmar Scheuren, ehemals Leiter des Siebengebirgsmuseums. Anhand historischer Gemälde und Fotoaufnahmen beleuchtete er die Wechselwirkungen der kulturellen Einflüsse mit der physischen Gestalt des Siebengebirges auf anschauliche, äußerst spannende Art und wusste auch manch lustiges Anekdötchen hinzuzufügen.
Im Rahmen einer feierlichen Urkundenübergabe wurde am 01.02.2018 im JUFA Hotel in Königswinter der offizielle Startschuss für die Neustrukturierung des Naturpark Siebengebirge gegeben. Der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) hatte die Trägerschaft des 1958 gegründeten Naturpark Siebengebirge im Jahre 1986 übernommen und ihn, als einzigen Naturpark in Deutschland, ehrenamtlich geführt. Nun wurde die Verwaltung des Naturparks auf Bestrebungen des VVS hin einer hauptamtlichen Geschäftsstelle übergeben. Der Rhein-Sieg-Kreis – finanziell unterstützt durch die beteiligten Städte Bonn, Bad Honnef, Königswinter und Sankt Augustin – übernimmt seither diese Aufgabe. In diesem Sinne kann der neu aufgestellte Naturpark den Ansprüchen eines modernen Naturparkes gerecht werden und die damit verbundenen Herausforderungen professionell bewältigen.